[00:00.00][00:28.700]Endlich Nacht, kein Stern zu sehn.[00:34.700]Und der Mond versteckt sich, denn ihm graut vor mir.[00:43.700]Kein Licht im Weltenmeer.[00:48.700]Kein falscher Hoffnungsstrahl, nur die Stille[00:52.700]und in mir die Schattenbilder meiner Qual.[01:32.700]Das Korn war golden und der Himmel klar.[01:37.700]1617, als es Sommer war.[01:41.700]Wir lagen im flüsternden Gras.[01:44.700]Ihre Hand auf meiner Haut war zärtlich und warm.[01:49.700]Sie ahnte nicht, dass ich verloren bin.[01:55.700]Ich glaubte ja noch selbst daran, dass ich gewinn’.[01:59.700]Doch an diesem Tag geschah's zum erstenmal.[02:02.700]Sie starb in meinem Arm.[02:07.700]Wie immer, wenn ich nach dem Leben griff,[02:12.699]blieb nichts in meiner Hand.[02:16.699]Ich möchte Flamme sein und Asche werden[02:21.699]und hab noch nie gebrannt.[02:26.699]Ich will hoch und höher steigen.[02:29.699]Und sinke immer tiefer ins Nichts.[02:34.699]Ich will ein Engel oder ein Teufel sein,[02:38.699]und bin doch nichts als eine Kreatur,[02:40.699]die immer das will, was sie nicht kriegt.[02:47.699]Gäb's nur einen Augenblick des Glücks für mich, nähm ich ew'ges Leid in Kauf.[02:55.699]Doch alle Hoffnung ist vergebens,[02:59.699]denn der Hunger hört nie auf.[03:09.699]Des Pastors Tochter ließ mich ein bei Nacht,[03:13.699]1730 nach der Mainandacht.[03:17.699]Mit ihrem Herzblut schrieb ich ein Gedicht[03:21.699]auf ihre weiße Haut.[03:26.699]Und des Kaisers Page aus Napoleons Tross...[03:30.699]1813 stand er vor dem Schloss.[03:34.699]Dass seine Trauer mir das Herz nicht brach,[03:39.699]kann ich mir nicht verzeihn.[03:42.699]Doch immer wenn ich nach dem Leben greif,[03:46.699]spür ich, wie es zerbricht.[03:50.699]Ich will die Welt vestehn und alles wissen und kenn mich selber nicht.[03:59.699]Ich will frei und freier werden,[04:03.699]und werde meine Ketten nicht los.[04:07.699]Ich will ein Heiliger oder ein Verbrecher sein,[04:11.699]und bin doch nichts als eine Kreatur,[04:13.699]die kriecht und lügt und zerreißen muss, was immer sie liebt.[04:22.699]Jeder glaubt, dass alles einmal besser wird,[04:27.699]d’rum nimmt er das Leid in Kauf.[04:31.699]Ich will endlich einmal satt sein,[04:35.699]doch der Hunger hört nie auf.[04:43.699]Manche glauben an die Menschheit,[04:49.699]und manche an Geld und Ruhm.[04:54.699]Manche glauben an Kunst und Wissenschaft,[04:59.699]an Liebe und an Heldentum.[05:03.699]Viele glauben an Götter verschiedenster Art,[05:06.699]an Wunder und Zeichen, an Himmel und Hölle,[05:11.699]an Sünde und Tugend und an Bibel und Brevier.[05:17.699]Doch die wahre Macht, die uns regiert,[05:24.699]ist die schändliche, unendliche,verzehrende, zerstörende[05:30.699]und ewig unstillbare Gier.[05:51.699]Euch Sterblichen von morgen, prophezeih´ ich heut’ und hier:[06:01.699]Bevor noch das nächste Jahrtausend beginnt,[06:07.699]ist der einzige Gott, dem jeder dient,[06:15.699]die unstillbare Gier.